Trennungsängste und Trennungsstress - wenn Dein Hund nicht alleine bleiben kann

Author picture Angelika

Jeder weiß, dass Hunde sehr soziale Tiere sind und die meisten sich schwer tun, alleine entspannt und glücklich zu sein. In einigen Fällen kann dies sehr problematisch werden, wenn z.B. die Trennungsangst so groß ist, dass der Hund gar nicht allein gelassen werden kann. Manche Hunde sind auch so an ihren Menschen gebunden, dass sie auch Trennungsängste bekommen, wenn sie zum Beispiel bei einem Hundesitter bleiben sollen. 

Allein sein ist für Hunde kein gutes Gefühl. Ein Hund fühlt sich nur stark und behütet in einer Gruppe, und zu viel alleine zu sein, kann bei einen Hund zu emotionalen Problemen führen. Kein Hund möchte gern alleine sein, aber ein paar Stunden sind manchmal nötig und für manche Hunde bringt das dann sehr große Probleme mit sich. Schon in jungen Jahren können durch beispielsweise Vernachlässigung, aber auch durch spätere - für den Hund - traumatische Erlebnissen - zum Beispiel wenn der Besitzer lange auf Urlaub war, wenn der Hund sehr viel alleine sein musste während eines Umzuges oder nach einem Umzug in eine völlig neue Umgebung kommt. Für viele Hunde steht ein großer Umbruch bevor, wenn ihre Besitzer nach der Pandemie wieder öfter ohne sie aus dem Haus gehen und vielleicht sogar für mehrere Stunden am Tag auf der Arbeit sind. 

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Von klein auf gewöhnen

Am besten ist es immer, den Hund schon von klein auf daran zu gewöhnen, dass alleine sein ab und zu einfach normal ist. Für den Fall, dass Du einen Welpen oder jungen Hund zu Hause hast: Trainiere das ganz langsam mit deinem Hund - immer erst ein paar Minuten, bis zu ein paar Stunden. Bei Welpen reicht es, wenn du erst einmal nur für einige Sekunden den Raum verlässt, während sie nicht am schlafen sind. So lernen sie, dass Du immer wieder zurück kommst, wenn Du sie verlässt. Lasse niemals zu, dass Dein Welpe für einen ganzen Tag alleine ist - selbst Hunde, die kein problematisches Verhalten zeigen, sind alleine unglücklicher als in einer Gruppe. Bei Welpen immer daran denken: Alle möglichen Gefahrenquellen (Kabel, Kerzen, Möbelstücke auf die man klettern kann, giftige Lebensmittel etc.) beseitigen, bevor Du ihn alleine lässt. Musst Du Deinen jungen Hund oft alleine lassen? Hole Dir doch einen Hundesitter, um die einsamen Stunden für Deinen Hund zu überbrücken. Je früher sich Hunde an andere Betreuungspersonen gewöhnen, desto unproblematischer wird es in Zukunft. 

Hunde, die nicht daran gewöhnt sind, von klein auf alleine zu bleiben, können sehr rasch eine Trennungsangst entwickeln. Es ist wichtig, die Symptome zu erkennen und das Problem - und dessen Ursache anzugehen und vorzubeugen.

Die Symptome erkennen

Weinen, Bellen, Dinge zerstören, Selbstverletzung, oder ins Haus pinkeln können Anzeichen sein. Aber auch Futterverweigerung und nicht trinken, während der Hund alleine ist, oder auch extrem glücklich und hyper reagieren, wenn man dann als Besitzer nach Hause kommt, dies alles bedeuten, dass es Deinen Hund sehr stresst, wenn er alleine ist. Es ist wichtig, diese Symptome zu erkennen, besonders auch als Hundesitter! Es ist möglich, dass ein Hund, der sich normalerweise gut verhält, ganz plötzlich ein anderes oder eben Stressverhalten zeigt. Dies kann auf Trennungsangst hinweisen und muss daher auch ernst genommen werden - diese Art von Verhalten darf niemals einfach abgetan werden oder einem als Sitter oder Besitzer egal sein. Bestrafe den Hund auf keinen Fall für dieses Verhalten, sondern gib ihn einfach Sicherheit. Es ist empfehlenswert eine Kamera anzubringen, mit der Du auf Deinem Smartphone verfolgen kannst, wie sich Dein Hund zu hause verhält, während Du weg bist - das kann sehr aufschlussreich sein! Sitzt er die ganze Zeit vor der Tür oder stiefelt durch die Wohnung? Das ist zwar besser als bellen, aber in keinem Fall eine Situation, die Du so weiterlaufen lassen solltest. Ein zufriedener Hund schläft/ruht während Du weg bist, denn er empfindet das alleine sein nicht als Stress sondern als Langeweile.

Selbstvertrauen

Zeit lassen ist sehr wichtig, aber der Schlüssel zum Erfolg für Hilfe bei Trennungsangst ist etwas komplizierter. Hunde die stark unter Trennungsangst leiden, haben oft kein Selbstvertrauen. Dies kann zum Beispiel auf eine traumatische Erfahrung zurückzuführen sein. Sie müssen erst wieder Vertrauen aufbauen, dass sie in einem richtigen Zuhause sind, in dem sie ein warmes Nest haben und ruhig leben können, in dem sie nicht verlassen werden und beruhigt bleiben können. Also gib dem Hund zuerst einmal diese Sicherheit, auf die er sich verlassen lernen muss und biete ihm das warme Nest an das er sich gewöhnen kann, auch daran, dass Du ihn nicht im Stich lassen wirst und immer wieder kommst. Baue mit ihm eine gute und starke emotionale Bindung auf. Zudem ist es empfehlenswert, den Raum möglichst klein zu halten, den Du Deinem Hund anbietest. Auch gut behütete Hunde fühlen sich oft gestresst, wenn sie "alleine die ganze Wohnung bewachen sollen". Lasse ihn am besten in einem überschaubaren Raum, den er gut kennt und in dem für gewöhnlich sein Bett steht.

Müde und zufrieden

Sorge dafür, dass Dein Hund müde und zufrieden ist, bevor er alleine sein muss. Gehe also zuerst mit ihm spazieren und nimm Dir Zeit für ihn, so dass der Hund seine Energie loswerden kann. Verlasse das Zuhause nur, wenn der Hund ruhig und entspannt ist. Lass ihn immer wissen, dass Du gehst und trickse ihn nicht aus. Er soll entspannt bleiben, während Du gehst. Auch ein guter Tipp: Gibt Deinem Hund eine besondere Belohnung, kurz bevor Du gehst. Z.B. ein Kong Spielzeug mit etwas zum Schlecken darin (z.B. gefrorene Banane, Erdnussbutter etc). Gib ihm niemals etwas zum Kauen, da eine Kaustange auch bei den geübtesten Hunden eine Erstickungsgefahr darstellen kann! 

Achte auf Dein Verhalten

Schlüssel nehmen, Schuhe anziehen, stressig durch das Haus rennen? Du zeigst wahrscheinlich ein bestimmtes Verhalten, wenn du gehen musst, ist es stressig für Dich? Falls ja, denkt der Hund wahrscheinlich: Hilfe, das ist ja ganz furchtbar! Der Besitzer geht! Unser Tipp: Zeige dieses "Ich muss jetzt schnell los"-Verhalten auch ab und zu, wenn Du nicht gehen musst: Nimm Deine Schlüssel und ziehen Deine Jacke an, aber bleib zu Hause. "Trenne" das Verhalten von der Trennungsangst Deines Hundes, so dass seine Panik vor dem Weggehen abnimmt. Verlasse dann das Haus nur, wenn Dein Hund ruhig und entspannt ist. Verabschiede Dich niemals überschwänglich von Deinem Hund, sondern gehe einfach ruhig aus dem Haus, als würdest Du nur "mal eben vor die Tür gehen". 

Ist dein Hund überglücklich, dich wieder zu sehen, wenn du nach Hause kommst? Begrüße Deinen Hund freundlich und ruhig, lasse ihn wissen, dass Du auch glücklich bist ihn wieder zu sehen, aber sorge dafür, dass Du seine Hyperaktivität nicht verstärkst. Reagiere nie impulsiv oder wütend auf die "Wiedersehensfreude" Deines Hundes, beruhige ihn, gib ihm das Vertrauen, das er so sehr braucht.

An das Alleine sein gewöhnen

Hunde mit schwerer Trennungsangst müssen sich an Deine Abwesenheit gewöhnen. Verschwinde während des Tages immer wieder einmal für kurze Zeit. Geh einfach in ein anderes Zimmer und komm nach ein paar Minuten wieder zurück. Zeig dem Hund, dass nichts daran falsch ist einfach mal auch alleine zu sein und belohne den Hund mit einem Leckerbissen, wenn er ruhig und entspannt bleibt. Wiederhole dies solange, bis das Haus für kurze Zeit auch verlassen werden kann. Zeigt sich der Hund gestresst? Stoppe einfach die Übung und starten nach ein paar Tagen wieder von vorne. Dein Hund muss lernen, dass alleine zu sein nicht gruselig ist und dass er nicht für etwas bestraft wird. Nochmals: Es geht hier vorwiegend um Vertrauen und eine gute Beziehung zwischen Dir und Deinem Hund, nur das kann wirklich helfen. Achtung: Ein Hund "wird sich nicht irgendwann dran gewöhnen", wenn er gestresstes Verhalten zeigt. Meist steigern sich die Tiere nur in ihren Stress hinein, wenn man den Dingen ihren Lauf lässt. Also bringe unbedingt viel Geduld und Verständnis mit beim Training.

Hundesitter

Ein Hundesitter kann eine ausgezeichnete Lösung sein, um Deinem Hund Gesellschaft zu geben, wenn Du für eine Weile nicht da sein kannst. Es gibt jedoch hier oft auch Probleme, wenn der Hund z.B. nur bei seinem Besitzer sein kann und sonst unter Angst leidet. Dein Hund kann auch verwirrt sein, wenn er plötzlich bei einer "neuen" oder fremden Person bleiben muss. Wenn Du dies ohne vorheriges Kennenlernen und Annähern tust, kann dies sogar eine traumatische Erfahrung für Deinen Hund werden. 

Achten daher auf ein gutes, langsames Kennenlernen mit einem neuen Hundesitter. Geh mit Deinem Hund und dem neuen Hundesitter spazieren, erzähle ehrlich was das Problem ist und wie Du derzeit die Situation händelst. Besuche den Hundesitter mit Deinem Hund, wenn dieser bei ihm bleiben soll, nimm den Lieblingskorb Deines Hundes mit und gib Kleidung von Dir und auch andere Gegenstände mit, die vertraut sind für Deinen Hund, wenn Du beim Hundesitter bleibst. Stelle sicher, dass der Hundesitter, wie Du, dem Hund genug Liebe, Zuwendung und Vertrauen gibt, damit Dein Hund sich sicher und wohl fühlt. 

Hat Dein Hund eine so starke Trennungsangst, dass auch diese Tipps kein bisschen helfen? Dann raten wir, einen Verhaltenstherapeuten zu befragen und zu engagieren, der Deinem Hund helfen kann.

Du musst bald wieder zurück ins Büro oder öfter das Haus verlassen und Dein Hund braucht Gesellschaft? Kümmere Dich am besten frühzeitig um einen Tiersitter*in, um ein perfektes Match für Deinen Hund zu finden und mit ruhigem Gewissen das neue Kapitel aufzuschlagen!